Attersee Grand Prix

Tradition lebt hoch! Seit 33 Jahren wird diese Regatta von Land aus gestartet...

Im Startturm des Union-Yacht-Club Attersee ist eine kleine Kanone eingebaut, die aus dem 2. Weltkrieg stammt. Wettfahrtleiter Gert Schmidleitner feuert damit den Startschuss ab. Die Startlinie beobachtet er durch ein spezielles Fernglas, ein Scherenfernrohr, ebenfalls mit diesem historischem Alter.

Neu war heuer die hohe Teilnehmerzahl: 97 Boote waren am Start und damit 317 Segler*innen an der unsichtbaren Startlinie. Seit den 90er Jahren ist das neuer Rekord. Damit ist der Attersee Grand Prix eine der größten Breitensportveranstaltungen Österreichs im Segeln. Alle Teilnehmer*innen waren in der Früh positiv gestimmt, denn der Tag begann mit rund 6 Knoten Wind (ca. 12 km/h) aus Nordost. Man war sich einig, dass der Wind später zunehmen würde durch eine aufkommende Thermik.

Der Start einer Segelregatta richtet sich in Zeitpunkt und räumlicher Lage am Wasser sonst meist nach den Windbedingungen. Diese traditionelle Regatta wird pünktlich um 10:00 Uhr gestartet – ausnahmsweise ganz unabhängig vom herrschenden Wind. Das Feld bewegte sich anfangs geschlossen unter den bunten Spinnakern zur ersten Wendemarke nach Parschallen. Die ausgeschriebene Strecke führt vom Start in Attersee über Parschallen nach Kammer, gefolgt von einer kleineren Runde über Attersee – Weyregg – Kammer dann vor Attersee ins Ziel. Für die Wettfahrt gibt es ein Zeitlimit von 7 Stunden – Ende ist also spätestens um 17:00 Uhr.

Manchmal kommt es anders, als man denkt: niemand hatte damit gerechnet, dass der Wind schon am Vormittag nachlässt und über den Lauf des Tages nur in einzelnen Brisen zurück kommt. Das Feld der völlig unterschiedlichen Segelboote wurde auf der Strecke mehrmals „durchgemischt“. Die Boote waren so langsam auf der Strecke, dass Wettfahrtleiter Gert Schmidleitner die Strecke an der Boje Attersee verkürzte und somit die zweite Runde gestrichen war. „Es ist für die Teilnehmer schon etwas frustrierend, wenn niemand das Ziel erreicht – auch wenn Segler gewohnt sind, dass sie vom Wind abhängig sind. Durch die Bahnverkürzung hatte zumindest ein Teil des Feldes die Chance, das Ziel zu erreichen,“ erklärt Schmidleitner seine Entscheidung.

Als erstes Boot ging eine 22m² Rennjolle ins Ziel. Auf diesem Holzboot, das im Jahr 1925 gebaut wurde, jubelte einer der jüngsten Teilnehmer, Alexander Poell, über den Sieg. Er segelte mit seinem Onkel Matthias Poell (UYC Attersee) und Martin Schmid. Die Brüder Christian und Bernhard Eitzinger (SC Attersee bzw OeSV) erreichten auf ihrem Tornado das Ziel als zweites Boot. Die verkürzte Strecke von 11,7 Meilen (21,7 km) legte Steuermann Michael Gilhofer (UYC Attersee) mit seiner Mannschaft am „Superstar“ – einer speziell getakelten Brenta 33 - als Drittschnellster zurück.        
35 Boote erreichten das Ziel. 16 Boote gaben auf. Meist wurden die große Hitze und Mangel an Getränken als Grund für die Aufgabe genannt. Für alle weiteren Boote, die um 17:00 Uhr noch auf der Strecke waren, wurde eine imaginäre Zielzeit nach ihrer Position hochgerechnet.

Bei einer Regatta mit unterschiedlichen Booten gewinnt nicht automatisch der Erste im Ziel die Wettfahrt. Die Yardstick-Zahl ist ein Schlüssel bzw. Faktor, nach dem die Zeit umgerechnet wird. Mit diesem Handicap werden unterschiedliche Bootstypen, die durch andere Bauweisen gänzlich unterschiedlich schnell segeln, doch vergleichbar.

Nach berechneter Zeit blieb die 22m² Rennjolle als erstes Boote am Siegerpodest. Zweite wurden die Vorjahressieger Günter Novak und seine Tochter Flora, die auf einem Korsar segelten (beide Forelle Steyr). Das dritte Boot nach berechneter Zeit war eine Akros mit Steuermann Dieter Grebner (UYC Attersee), der mit seinen Kindern Maria, Leo und Johanna sowie Christina Hafner und Nikolaus Kamplmühler segelte.

Der Attersee Grand Prix ist die erste Regatta zur Long-Distance-Challenge, die am kommenden Wochenende mit der 12 Stunden Regatta fortgesetzt wird.